Hans Arp

Hans oder Jean Arp (* 16. September 1886 in Straßburg als Hans Peter Wilhelm Arp; † 7. Juni 1966 in Basel) war ein deutsch-französischer Maler, Bildhauer und Lyriker. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des Dadaismus und Surrealismus in bildender Kunst und Literatur und war Mitglied der Gruppe Abstraction-Création.

Familie

Hans Arp wurde 1886 als Sohn des deutschen Zigarrenfabrikanten Wilhelm Arp und dessen elsässischen Frau Lilly im damals zum Deutschen Reich gehörenden Straßburg im Elsass geboren; seine Muttersprache war deutsch, aber er erlernte auch sehr früh die französische Sprache. In seiner Jugend interessierte er sich vor allem für die Dichter der deutschen Romantik wie Novalis, Clemens Brentano und Ludwig Tieck sowie für französische Dichter wie Arthur Rimbaud und Comte de Lautréamont. Die Söhne seiner Schwester Käthe sind der Sänger Udo Jürgens und der Maler und Fotograf Manfred Bockelmann.

1904 bis 1914

Von 1904 bis 1908 studierte Arp bildende Kunst an der Kunstschule Weimar und an der Académie Julian in Paris, die er wegen der konventionellen Lehrmethoden enttäuscht verließ. Ab 1909 lebte er, da sein Vater 1907 seine Fabrik nach Weggis verlegt hatte, im Kanton Luzern.[2] 1911 wurde er Mitbegründer der Künstlervereinigung Moderner Bund. Er lernte Wassily Kandinsky kennen und knüpfte über ihn Kontakte zum Blauen Reiter.

1915 bis 1939

1915 wurden Arps abstrakte Werke erstmals in Zürich ausgestellt; 1916 illustrierte er Tristan Tzaras Lyrikband 25 Gedichte. Über Tzara lernte er Hugo Ball und Richard Huelsenbeck kennen, mit denen er den Dadaismus begründete. 1919 zog er nach Köln und schloss Freundschaft mit Max Ernst und Johannes Theodor Baargeld. Mit diesen begründete er den Kölner Dadaismus; sie gaben gemeinsam die marxistisch orientierte Zeitschrift Der Ventilator heraus. 1920 nahm Arp an der Ersten Internationalen Dada-Messe in der Berliner Galerie Otto Burchard teil und veröffentlichte auf Vermittlung von Kurt Schwitters den Gedichtband Die Wolkenpumpe, dessen Texte Arp als Textcollagen bezeichnete. In ihnen war der Zufall ein wesentliches Gestaltungsprinzip.

1922 heiratete Arp Sophie Taeuber-Arp, ebenfalls eine Künstlerin; zusammen haben sie viele Werke geschaffen. 1923 begann Arp eine engere Zusammenarbeit mit Schwitters. Im selben Jahr zog er nach Paris, nahm dort an einer Gruppenausstellung der Surrealisten teil und wurde Mitglied der Künstlerbewegung Abstraction-Création. Arp hatte engen Kontakt mit internationalen Avantgardisten wie Kasimir Malewitsch und El Lissitzky. Zusammen mit Lissitzky veröffentlichte er 1925 das Buch Die Kunstismen. 1926 wurde der holländischen Künstler Theo van Doesburg vom Ehepaar Arp eingeladen, am Aubette-Projekt in Straßburg mitzuarbeiten: es ging um die Umgestaltung der Innendekoration eines Cafes. Auch hat das Ehepaar Arp einen wichtigen Einfluss auf die Stilrichtung des Hard Edge ausgeübt: Der abstrakte amerikanische Künstler Ellsworth Kelly hatte sie sehr oft in Paris besucht, und beide prägten seine frühe Entwicklung sehr stark, eine unpersönliche, nicht-individuelle Kunst machen zu wollen. Im selben Jahr zog Arp nach Meudon bei Paris und nahm dort am 20. Juli 1926 die französische Staatsangehörigkeit an.

1940 bis 1954

1940 wurden Arps Werke von den Nationalsozialisten als entartete Kunst eingestuft. Arp zog in den unbesetzten Teil Frankreichs. Gedichte schrieb er nun vor allem auf Französisch. Er hatte kein Atelier und musste als Maler und Bildhauer notgedrungen mit leichten, transportablen und billigen Materialien arbeiten, so entstanden die dessins aux doigts (Fingerzeichnungen) und die Papiers froissés (Zerknitterte Papiere). Durch Zuwendungen von Maja Sacher und anderen Gönnern wurde Arp über Wasser gehalten.

Sophie Taeuber-Arp starb in der Nacht zum 13. Januar 1943 in Zürich an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Arp brauchte Jahre, um sich von diesem Verlust zu erholen und widmete Sophie viele seiner Werke. Gemeinsam mit Georg Schmidt arbeitete er an einer Monografie über ihr Werk. 1949 reiste Arp in die USA, wo seine Kunst dank der Hilfe des Galeristen Curt Valentin zunehmenden Erfolg hatte. Da die Mehrzahl seiner Käufer nun dort lebte, überlegte Arp, ob er emigrieren solle; letztendlich entschied er sich aber dagegen.

Ab 1950 entwarf Arp mehrere Großplastiken für die Universitäten von Harvard und Caracas und das UNESCO-Gebäude in Paris. 1952 reiste Arp nach Rom und Griechenland und bekam dort neue Anregungen für plastische Arbeiten (beispielsweise Kobra-Kentaur), für die er auf der Biennale von Venedig 1954 den Internationalen Preis für Skulptur erhielt.

1955 bis 1966

Dem nunmehr international erfolgreichen Künstler Arp wurde 1957 die erste umfassende Monografie gewidmet. 1958 veranstaltete das Museum of Modern Art in New York eine umfassende Retrospektive. Arp war Teilnehmer der documenta 1 1955, der documenta II 1959 und der documenta III 1964. Seine Kunst war nun so gefragt, dass er Mitarbeiter beschäftigen konnte.

1959 heiratete Arp seine langjährige Freundin Marguerite Hagenbach. Er starb 1966 in Basel. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der Kirche Santa Maria in Selva in Locarno. Im Museo comunale Casa Rusca von Locarno findet sich der von Arps zweiter Frau Marguerite Hagenbach gestiftete Nachlass Arps. Neben Werken des Künstlers selbst umfasst dieser Nachlass auch Arps private Kunstsammlung.

Werk:

Poetische Werke

  • die wolkenpumpe. Die Silbergäule. Hannover 1920.
  • Der Pyramidenrock. Erlenbach-Zürich 1924.
  • Gedichte: Weisst du schwarzt du. Fünf Klebebilder von Max Ernst. Pra, Zürich 1930.
  • Konfiguration. Poésie & Co. Paris 1930.
  • Sinnende Flammen. Zürich 1961.
  • Logbuch des Traumkapitäns. Zürich 1965.
  • L'Ange et la Rose. Forqualquier 1965.
  • Werkausgabe der Gedichte
  • Gesammelte Gedichte 1903–39. 3 Bände. In Zusammenarbeit mit dem Autor herausgegeben von Marguerite Arp-Hagenbach und Peter Schifferli. Arche, Zürich 1963.


Vermischte Schriften

  • Hans Arp u.El Lissitzky: Die Kunstismen. Rentsch, Erlenbach-Zürich 1925. Reprint Müller, Baden 1990, ISBN 3-906700-28-3
  • Neue französische Malerei. Einf. von L. H. Neitzel. Leipzig 1931.
  • Unsern täglichen Traum. Erinnerungen, Dichtungen und Betrachtungen aus den Jahren 1914-1954. Zürich 1955.
  • Jours effeuillés. Poèmes, essais, souvenirs 1920-1965. Preface de Marcel Jean. Paris 1966.

Quelle: Wikipedia

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