Ich bin in Sehnsucht eingehüllt
	zuerst erschienen im Verlag
	Hoffmann & Campe
	Hamburg
	1980
ISBN 978-3-455-40121-9
Inhalt
DER BLÜTENLESE ERSTER TEIL
APFELBLÜTEN
DUNKLER FLIEDER
NACHTSCHATTEN
ROTE NELKEN
STERNE
FAHNEN
FREMDLÄNDISCHE ORCHIDEEN
DER BLÜTENLESE ZWEITER TEIL TEEBLÜTEN
WEISSE CHRYSANTHEMEN
Es ist so viel buntes Geschehen
WILDER MOHN
Spürst du es nicht, wenn ich um dich weine .
Tragik
25.12.1939
	Lied
	
	Heute tatest du mir weh.
	Rings um uns war Schweigen nur,
	Schweigen nur und Schnee.
	Himmel war, nicht wie Azur,
	blau jedoch und voll mit Sternen.
	Windeslied erklang aus fernsten Fernen.
	
	Heute warst du mir ein Schmerz.
	Häuser waren da, so weiß verschneit,
	alle in des Winters Kleid.
	Ein Akkord in tiefer Terz
	war in unsrer Schritte Klang.
	Bahnsirenen heulten lang …
	
	Heute war es wunderschön.
	Schön wie tiefverschneite Höh'n,
	eingetaucht im Abendglutenring.
	
	Heute tatest du mir weh.
	Heute sagtest du mir: geh!
	Und ich — ging.
18.12.1939
	Farben
	
	So blau liegt es über dem schneeweißen Schnee
	und so schwarz sind die grünen Tannen,
	daß das ganz leise hinhuschende Reh
	so grau ist wie nie beendbares Weh,
	das man doch so gern möchte bannen.
	
	Schritte knirschen in Schneemusik
	und Winde stäuben die Flocken zurück
	auf die weiß überschleierten Bäume.
	Und Bänke stehen wie Träume.
	
	Lichter fallen und spielen mit Schatten
	unendliche Ringelreihen.
	Die fernen Laternen blinken mit mattem
	Schein, den vom Schneelicht sie leihen.
08.12.1940
	Kristall
	
	Ganz still. Und viele welke Blätter liegen
	wie braunes Gold, in Sonne eingetaucht.
	Der Himmel ist sehr blau,
	und weiße Wolken wiegen.
	Ein heller Frost den Reif auf Bäume haucht.
	
	Die Tannen stehen frisch und grün,
	und ihre Wipfel zeigen in die Luft.
	Und rote Buchen schlank und kühn
	hör'n auf den Adler, dessen Flug sie ruft,
	und steigen immer höher himmelan.
	Einsame Bänke stehen dann und wann
	und auch ein bißchen Gras, schon halb erfroren -
	die Sonne hat's zu ihrem Liebling auserkoren.
30.06.1941
	Den gelben Astern ein Lied
	
	Sie blicken durch den Regen hell mich an,
	so licht, daß sie die Sonne mir ersetzen.
	Und gar nichts von des Regens Trauer kann
	die leuchtend gelbe Freude mir verletzen.
	Auflachend neigen sie sich in dem Grün,
	das rein und frisch ihr Lachen mir begleitet -
	ich leg' ihnen mein Lied zu Füßen hin,
	weil sie mir eine Freude heut bereitet.
23.09.1939
	Kastanien
	
	Auf dem glatten hellen Wege
	liegen sie, verstreut und müde,
	braun und lächelnd wie ein weicher Mund,
	voll und glänzend, lieb und rund,
	hör' ich sie wie perlende Etüde.
	
	Wie ich eine nehme und in meine Hand sie lege,
	sanft und zärtelnd wie ein kleines Kind,
	denk' ich an den Baum und an den Wind,
	wie er leise durch die Blätter sang,
	und wie den Kastanien dieses weiche Lied
	sein muß wie der Sommer, der unmerklich schied,
	nur als letzten Abschied lassend diesen Klang.
	
	Und die eine hier in meiner Hand
	ist nicht braun und glänzend wie die andern,
	sie ist matt und schläfrig wie der Sand,
	der mit ihr durch meine Finger rollt.
	Langsam, Schritt für Schritt, wie ungewollt
	laß ich meine Füße weiter wandern.
24.09.1939
	Welke Blätter
	
	Plötzlich hallt mein Schritt nicht mehr,
	sondern rauschet leise, leise,
	wie die tränenvolle Weise,
	die ich sing', von Sehnsucht schwer.
	Unter meinen müden Beinen,
	die ich hebe wie im Traum,
	liegen tot und voll von Weinen
	Blätter von dem großen Baum.
24.10.1939
	Stille
	
	Im Zimmer schwebt die Stille und die Wärme,
	ganz wie ein Vogel in durchglühter Luft,
	und auf dem schwarzen kleinen Tische
	liegt still das Deckchen, dünn und zart wie Duft.
	Das Glas mit klarem Wasser, wie ein Traum,
	wacht, daß das Glöckchen neben ihm nicht lärme,
	und wartet scheinbar auf die kleinen Fische.
	Die rote Nelke dämmert in den Raum,
	als wäre sie dort Königin.
	
	Die ganze Stille scheint für sie zu sein,
	und nur die Flasche mit dem süßen Wein
	blinkt still und wie befehlend zu ihr hin.
	Sie aber schwebt auf ihrem grünen Stengel,
	dünn wie im Kindertraum das Kleid der Engel,
	und ihr betäubend süßer Duft lullt ein,
	als wollt' er aus dem Märchenschlaf
	Dornröschen rauben.
	
	Die Fenster blicken auf die Straße und sie glauben,
	daß dort sei alles nur für sie getan.
	Der Spiegel glänzt und in ihm tickt die Uhr,
	ganz weit im fernen Dorfe kräht ein Hahn,
	und die Gardinen bändigt eine blaue Schnur.
	Die Nelke mit den zarten roten Spitzen
	harret des Sonnenstrahls, der durch die Ritzen
	ihr heut ein Kleid aus Goldstaub angetan.
29.11.1939
	Spaziergang
	
	... so viele Hühner und ein kleiner weißer Hund
	und Himmel, der so farbenfroh und bunt -
	der kahle Baum wirkt so gespensterhaft
	und graue Häuser wie ganz ohne Kraft …
	Ganz kleine Regenperlen hängen an den Zweigen
	und ferne Berge sind getaucht in großes Schweigen.
	
	Die Felder sind nur dunkelbraune Schollen
	und hie und da ein bißchen gelbes Grün
	und kleine Spatzen, dumm und frech und kühn,
	laufen darüber hin wie Kinder, welche tollen ...
	Ganz fern die Stadt mit ihren vielen Türmen,
	mit Häusern, welche licht und froh hinstürmen,
	
	ist wie ein altes Bild aus einem Märchen.
	Die Luft ist leis und voll von Sehnen,
	so daß man wartet auf die blauen Lerchen
	und fahren möchte in ganz schlanken Kähnen.
	
	Hier stehen weiße Astern, weiß und rein,
	und da ein Krautkopf, jung und klein.
	Sie sind wie ein vergeßner Sonnenschirm
	mitten auf tief verschneiten Straßen.
	Ein Hase, der vorbeiläuft, kann sich gar nicht fassen:
	es scheint, es würde Sommer wieder sein.
01.02.1940
	Welkes Blatt
	
	Auf der halbvergilbten Seite
	liegt das dünne, gelbe Blatt,
	liegt es traurig, zart und matt
	wie ein Tränenblick ins Weite.
	Und der Stengel ist so biegsam zart,
	daß man fast des dünnen Kleides harrt,
	das diese Gestalt bekleiden soll.
	
	Und das Blatt ist wie ein Lied in Moll,
	weil es an den Herbst gemahnt,
	wie ein Kind, das traurig ahnt,
	daß es krank ist und bald sterben soll,
	ganz so süß und voll verhaltnem Weh.
	So ist auch der letzte Schnee ...
01.02.1940
	Der Kelch
	
	So steht er da: so blitzend und so schlank
	wie eine nackte Jungfrau, die dem Meer entstiegen,
	und seine Lichter tanzen, drehen, wiegen
	so hell wie tausend Schlittenglöckklingklang.
	Das Glas ist kühl und glatt wie Frauenhände,
	die, über Tasten schwebend, spielen die Legende
	vom Prinzen, welcher mit dem Drachen rang.
07.03.1940
	Frühling
	
	Sonne. Und noch ein bißchen aufgetauter Schnee
	und Wasser, das von allen Dächern tropft,
	und dann ein bloßer Absatz, welcher klopft,
	und Straßen, die in nasser Glattheit glänzen,
	und Gräser, welche hinter hohen Fenzen
	dastehen, wie ein halbverscheuchtes Reh …
	
	Himmel. Und milder, warmer Regen, welcher fällt,
	und dann ein Hund, der sinn- und grundlos bellt,
	ein Mantel, welcher offen weht,
	ein dünnes Kleid, das wie ein Lachen steht,
	in einer Kinderhand ein bißchen nasser Schnee
	und in den Augen Warten auf den ersten Klee …
	
	Frühling. Die Bäume sind erst jetzt ganz kahl
	und jeder Strauch ist wie ein weicher Schall
	als erste Nachricht von dem neuen Glück.
	Und morgen kehren Schwalben auch zurück.
16.04.1940
	Nachmittag
	
	Dünne Zweige wie weltferne Schleier
	ranken sich aus schlanken Birkenstämmen,
	und die Stille, wie bei einer Feier,
	ist, als wollte sie den blauen Himmel dämmen,
	daß er nicht zu weit ins Vogelsingen sich ergieße.
	Braune nasse Wege. Und ein erblühter Baum
	ist so, als ob die Erd' er neu erschließe.
	
	Grüne Gräser sprießen kaum.
	Alle Tannen sind ganz neu ergrünt
	und ein dünner, gelber Falter sich erkühnt,
	sich auf eine sonnentrunk'ne Bank niederzulassen.
	
	Einer grünen Fliege will das gar nicht passen:
	Ist die Sonne nicht für sie allein?
	Nur die Schlehdornspitzen wispern leise: Nein!
16.04.1940
	Spätnachmittag
	
	Lange Schatten fallen auf den hellen Weg
	und die Sonne schickt noch letzte Abschiedswärme
	und das dünne Zwitschern eines Vogels ist, als ob es lärme
	und als stehl' es etwas von der Stille weg.
	Menschen auf zehn Schritt Entfernung
	sind wie aus ganz andern Welten
	und fast möchte man die welken Blätter schelten,
	daß sie rascheln und die letzten Sonnenstrahlen stören.
	Und man möchte nur die Veilchen wachsen hören.
05.1940
	Regen
	
	Du gehst. Und der Asphalt ist plötzlich naß
	und plötzlich ist das Grün der Bäume neu
	und ein Geruch wie von ganz frischem Heu
	schlägt dir in dein Gesicht, das heiß und blaß
	auf diesen Regen wohl gewartet hat.
	
	Die Gräser, welche staubig, müd und matt
	sich bis zur Erde haben hingebeugt,
	sehen beglückt die Schwalbe, welche nahe fleugt,
	und scheinen plötzlich stolz zu sein.
	
	Du aber gehst. Gehst einsam und allein
	und weißt nicht, sollst du lachen oder weinen.
	
	Und hier und da sind Sonnenstrahlen, welche scheinen,
	als ginge sie der Regen gar nichts an.
14.07.1941
	Abend I
	
	Der Himmel ist vom hellsten Blau
	und weiße Wolken lächeln mit ihm.
	Und schlanke Bäume, dunkel oder grün,
	sehen dich an und sagen lautlos: schau!
	
	Alles ist eingehüllt in weiche Luft,
	die still ist, so als ob sie einem Märchen lausche
	Und alle Vögel horchen wie im Rausche -
	man hört nur Duft.
	
	Die weißen Wolken blinken wie der Schnee,
	der auf Vergißmeinnicht gefallen ist.
	Und ganz so blau liegt auch das weiche Weh,
	das sich über die Bäume gießt.
	
	Und - sind die Bäume dunkel oder grün?
	Sie wissen es wohl selber nicht genau.
	In einem Fenster zittert aus dem Blau
	ein Tropfen Rot. Sie blühn.
12.12.1941
	Abend II
	
	Wie eine Linie dunkelblauen Schweigens
	liegt fern der Horizont, von weichem Rot umsäumt.
	Die Wipfel schaukeln wie im Banne eines Reigens,
	das Licht ist wie im Märchen, sanft und blau verträumt.
	Der Himmel ist noch hell, noch sieht man kaum die Sterne,
	die Luft ist kühl und weich wie eine Frauenhand
	und süße Melodie dringt aus der fernsten Ferne:
	Musik einer Schalmei, zauberhaft, unbekannt.
06.12.1940
	Trauer
	
	Lichter spiegeln sich in schmutzig-nassen Pfützen,
	gelb und fettig, schmutzig auch und schwer.
	Helle Häuserfenster können gar nichts nützen.
	Tore hallen hehr und leer.
	
	Liegt der Nebel müde auf den Straßen
	und der Regen rinnt und rinnt.
	Menschen sind zu traurig, um sich noch zu hassen,
	und es hüstelt irgendwo ein Kind.
	
	In den Gärten liegen halbverfaulte Blätter,
	stehen Bänke, traurig, naß und grau,
	kommt die Sonne immer seltener und später,
	nimmt's der Mond mit Scheinen nicht genau.
	
	Dringt das halbe Tageslicht noch durch den Nebel,
	trüb und grau und klebrig schwer.
	Klirrt die Wache schläfrig mit dem Säbel
	und ein nasser Vogel zittert sehr.
	
	Stehen dürre, hungerige Pferde
	dampfend da, mit müden Augen.
	Ganz durchweicht, verstreut auf nasser Erde,
	kann der Hafer nicht mehr taugen.
	
	An der moderigen Mauer
	eine nasse Katze schleicht.
	Mit hervorgekehrtem Pelz ein Bauer
	schaut, ob ihm das Geld noch reicht.
09.01.1941
	Sehnsuchtslied
	
	Leise schlägst in deinem Lied du einen Ton an -
	und dir ist, als fehlte noch etwas.
	Und du suchst verwirrt bei allen Tönen,
	ob sie dir nicht sagen können,
	wo's zu finden, wo und wie und wann …
	Doch der eine ist zu blaß
	und zu lüstern ist der zweite
	und der dritte ist so voll mit Weite -
	viel zu voll.
	
	Du suchst lange - Moll und Dur und Moll
	werden lebend unter deinen Händen.
	Und dann schlägst du plötzlich eine Taste an,
	und - es kommt kein Ton.
	Und das Schweigen ist dir wie ein dumpfer Hohn,
	denn du weißt es plötzlich ganz genau:
	Dieser fehlt dir. Wenn ihn deine Hände fänden,
	fiele ab von deinem Lied der Bann,
	war' das Ende nicht mehr leer und grau.
	
	Und du rührst und rührst die Taste -
	fragst dich, wo hier wohl die Hemmung liegt,
	suchst, ob nicht doch deiner Hände Weiche siegt,
	deine Augen betteln voll Verlangen.
	Kein Ton kommt. Einsamkeit bleibt nun zu Gaste
	in dem Lied, das dir so schwer und süß gereift.
	
	Um den ungespielten Ton wirst du nun ewig bangen,
	bangen um das Glück, das dich nur leicht gestreift
	in den leisen Nächten, wenn der Mond dich wiegt
	und die Stille deine Tränen nicht begreift.
01.1941
	Schlaflied für mich
	
	Ich wiege und wiege und wiege mich ein
	mit Träumen bei Tag und bei Nacht
	und trinke den selben betäubenden Wein
	wie der, der schläft, wenn er wacht.
	
	Ich singe und singe und sing' mir ein Lied,
	ein Lied von Hoffnung und Glück,
	ich sing' es wie der, der geht und nicht sieht,
	daß er nimmermehr gehn kann zurück.
	
	Ich sage und sage und sag' mir die Mär,
	die Mär vom Liebesgeflecht,
	ich sage sie mir und glaub' doch nicht mehr
	und weiß doch: das Ende ist schlecht.
	
	Ich spiele und spiele mir die Melodei
	der Tage, die nicht mehr sind,
	und mache mich von der Wahrheit frei
	und tue, als wäre ich blind.
	
	Ich lache und lache und lache mich aus
	ob dieses meines Spiels.
	Und spinne doch Träume, so wirr und so kraus,
	so bar eines jeden Ziels.
04.03.1941
	Du, weisst du. . .
	
	Du, weißt du, wie ein Rabe schreit?
	Und wie die Nacht, erschrocken bleich,
	nicht weiß, wohin zu fliehn?
	Wie sie verängstigt nicht mehr weiß:
	Ist es ihr Reich, ist es nicht ihr Reich,
	gehört sie dem Wind oder er ihr,
	und sind die Wölfe mit ihrer Gier
	nicht zum Zerreißen bereit?
	
	Du, weißt du, wie der Wind schrill heult
	und wie der Wald, erschrocken bleich,
	nicht weiß, wohin zu fliehn?
	Wie er verängstigt nicht mehr weiß:
	Ist es sein Reich, ist es nicht sein Reich,
	gehört er dem Regen oder der Nacht
	und ist der Tod, der schauerlich lacht,
	nicht sein allerhöchster Herr?
	
	Du, weißt du, wie der Regen weint?
	Und wie ich geh', erschrocken bleich,
	und nicht weiß, wohin zu fliehn?
	Wie ich verängstigt nicht mehr weiß:
	Ist es mein Reich, ist es nicht mein Reich,
	gehört die Nacht mir, oder ich, gehör' ich ihr,
	und ist mein Mund, so blaß und wirr,
	nicht der, der wirklich weint?
07.03.1941
	Märchen
	
	So. Und das ist wahrscheinlich der Schluß.
	Der Regen weint und es weint die Nacht
	und es weint mein Mund um einen Kuß
	und weint und weint - und lacht.
	
	So geht wohl jedes Märchen aus,
	denn sonst - ist es nicht wahr:
	Einer allein in den Wind hinaus
	und die Nacht ist sein Altar.
	
	Und die Sehnsucht ist seine Priesterin.
	In einem großen, blauen Kleid
	kniet sie zu seinen Füßen hin
	und sie ist so weit ... so weit …
	
	So weit wie meine Augen -
	verloren in einem Wald,
	spielen sie blind und tot mit dem Wind,
	und ich - bin müd und kalt.
	
	Die Wege sind so endlos lang.
	Und meine Tage sind es auch
	und allen Bäumen wird so bang.
	Verregnet jeder Strauch.
	
	Ich gehe mit der Nacht vereint
	und bin so einsam wie sie.
	Der Regen weint und der Wind weint
	um mich - oder um sie?
08.03.1941
	Ich bin der Regen
	
	Ich bin der Regen, und ich geh'
	barfuß einher von Land zu Land.
	In meinen Haaren spielt der Wind
	mit seiner schlanken, braunen Hand.
	
	Mein dünnes Kleid aus Spinngeweb'
	ist grauer als das graue Weh.
	Ich bin allein. Nur hie und da
	spiel' ich mit einem kranken Reh.
	
	Ich halte Schnüre in der Hand,
	und es sind auf ihnen aufgereiht
	alle die Tränen, welche je
	ein blasser Mädchenmund geweint.
	
	Sie alle habe ich geraubt
	bei schlanken Mädchen, spät bei Nacht,
	wenn mit der Sehnsucht Hand in Hand
	sie bang auf langem Weg gewacht.
	
	Ich bin der Regen, und ich geh'
	barfuß einher von Land zu Land.
	In meinen Haaren spielt der Wind
	mit seiner schlanken, braunen Hand.
06.07.1941
	Ja
	
	Du bist so weit.
	So weit wie ein Stern, den ich zu fassen geglaubt.
	Und doch bist du nah -
	nur ein wenig verstaubt
	wie vergangene Zeit.
	Ja.
	
	Du bist so groß.
	So groß wie der Schatten von jenem Baum.
	Und doch bist zu da -
	nur blaß wie ein Traum
	in meinem Schoß.
	Ja.
07.07.1941
	Poem
	
	Die Bäume sind von weichem Lichte übergossen,
	im Winde zitternd glitzert jedes Blatt.
	Der Himmel, seidig-blau und glatt,
	ist wie ein Tropfen Tau vom Morgenwind vergossen.
	Die Tannen sind in sanfte Röte eingeschlossen
	und beugen sich vor seiner Majestät, dem Wind.
	Hinter den Pappeln blickt der Mond aufs Kind,
	das ihm den Gruß schon zugelächelt hat.
	
	Im Winde sind die Büsche wunderbar:
	bald sind sie Silber und bald leuchtend grün
	und bald wie Mondschein auf lichtblondem Haar
	und dann, als würden sie aufs neue blühn.
	
	Ich möchte leben.
	Schau, das Leben ist so bunt.
	Es sind so viele schöne Bälle drin.
	Und viele Lippen warten, lachen, glühn
	und tuen ihre Freude kund.
	Sieh nur die Straße, wie sie steigt:
	so breit und hell, als warte sie auf mich.
	Und ferne, irgendwo, da schluchzt und geigt
	die Sehnsucht, die sich zieht durch mich und dich.
	Der Wind rauscht rufend durch den Wald,
	er sagt mir, daß das Leben singt.
	Die Luft ist leise, zart und kalt,
	die ferne Pappel winkt und winkt.
	
	Ich möchte leben.
	Ich möchte lachen und Lasten heben
	und möchte kämpfen und lieben und hassen
	und möchte den Himmel mit Händen fassen
	und möchte frei sein und atmen und schrein.
	Ich will nicht sterben. Nein!
	Nein.
	Das Leben ist rot,
	Das Leben ist mein.
	Mein und dein.
	Mein.
	
	Warum brüllen die Kanonen?
	Warum stirbt das Leben
	für glitzernde Kronen?
	
	Dort ist der Mond.
	Er ist da.
	Nah.
	Ganz nah.
	Ich muß warten.
	Worauf?
	Hauf um Hauf
	sterben sie.
	Stehn nie auf.
	Nie und nie.
	Ich will leben.
	Bruder, du auch.
	Atemhauch
	geht von meinem und deinem Mund.
	
	Das Leben ist bunt.
	Du willst mich töten.
	Weshalb?
	Aus tausend Flöten
	weint Wald.
	Der Mond ist lichtes Silber im Blau
	Die Pappeln sind grau.
	Und Wind braust mich an.
	Die Straße ist hell.
	Dann …
	Sie kommen dann
	und würgen mich.
	Mich und dich tot.
	Das Leben ist rot,
	braust und lacht.
	Über Nacht
	bin ich
	tot.
	
	Ein Schatten von einem Baum
	geistert über den Mond.
	Man sieht ihn kaum.
	Ein Baum.
	Ein
	Baum.
	Ein Leben
	kann Schatten werfen
	über den
	Mond.
	
	Ein
	Leben.
	Hauf um Hauf
	sterben sie.
	Stehn nie auf.
	Nie
	und
	nie.
30.06.1941
	August
	
	Es ist so kalt -
	Geistergestalt
	   Sitz' ich da.
	Der Regen weint
	Mit mir vereint,
	   Fern und nah.
	
	Die Sehnsucht blaut
	Mir nah vertraut
	   Und bekannt.
	Sie ist in mir
	Und blickt zu dir
	   Wie gebannt.
	
	Von Tränen schwer
	Gespenstisch leer
	   Ist mein Blick.
	Er sieht dich an
	Voll Leid und kann
	   Nicht zurück.
30.06.1941
	Herbst
	
	Der Regen spinnt
	Sein graues Lied
	   Von Sehnsucht und
	   Von schwerem Weh.
	
	Von Träumen blind
	Alleinseins müd
	   Bin ich ein Hund
	   Und - geh'.
	
	Verloschnes Gold
	Und toter Traum
	   Von Liebe sieht
	   Mich an und schweigt.
	
	Und um mich rollt
	Schillernder Schaum -
	   Die Sehnsucht zieht
	   Und – geigt.
	
	Der Herbst ist da
	Und weint mich an
	   Mit Augen, die
	   Erloschen sind.
	
	Ich weiß, er sah:
	Das Glück verrann,
	   Zwang mich ins Knie
	   Und — ging.
30.06.1941
	Lied
	
	Nimm hin mein Lied -
	Es ist nicht froh,
	Der Regen weint und weint.
	Und wer ihn sieht
	Weiß sowieso,
	Wie es das Glück gemeint.
	
	Es ist vorbei
	Die helle Zeit,
	Die Lachen uns gelehrt.
	Sie ging entzwei,
	Zwiespalt gedeiht -
	Wenn auch die Welt sich wehrt.
	
	Kehrt sie zurück?
	Ich weiß es nicht.
	Vielleicht weiß es der Wind.
	Er kennt das Glück,
	Wenn's nicht zerbricht,
	So sagt er's uns geschwind.
	
	Doch sieh, der Wind
	Verbirgt sich doch -
	Er ist ja gar nicht da.
	Ganz wie ein Kind,
	So glaubt er noch:
	Nur er weiß, was geschah.
	
	Nimm hin mein Lied.
	Vielleicht bringt es
	Das Lachen einst zurück.
	Und wer es liest,
	Der sagt: Ich seh's,
	Und meint damit das Glück.
30.06.1941
	Herbstregen
	
	Ich starr' hinaus
	Und seh' - versteh'! -
	Dabei der Trauer ins Gesicht.
	Und so wie ich den Regen seh' -
	Oh, so siehst du ihn nicht.
	
	Er ist für mich dem Weinen gleich,
	Das mich wiegt - Nacht um Nacht.
	Und auch der Rauch
	Ist ganz so bleich
	Wie mich dein Bild gemacht.
14.10.1941
	Hände
	
	Kraftvoll schön, gemeißelt wie aus weißem Stein,
	dem ein Sonnenstrahl hat Leben eingehaucht
	und der von den schönsten Rosen zarte Blätter hat geliehen,
	sprechen sie im schlanken Spiel der Finger
	mit den Händen, die sich ihnen anvertraut.
	
	Sehnen spielen wie ganz ranke, nackte Ringer
	und sind doch kosender Laut,
	der betäubend süße Worte braut
	für die Lippen, die verängstigt fliehen …
	
	Und die Finger, die verhalten zärtlich ziehen
	über seidenweiche warme Haut,
	sind wie Menschen, die, als sie das Glück geschaut,
	fast vergessen hätten, es zu fassen,
	und es doch im letzten Augenblick gefaßt.
	Ganz so ängstlich wollen sie die anderen nicht lassen
	und sie flattern über sie in wilder Hast,
	die bei der Berührung weich in Liebe sich verwandelt.
	
	Plötzlich aber klammern sie sich an,
	und sie zucken nur noch leise, dann und wann,
	wie ein Kind nach langem Weinen
	nur noch manchmal lautlos schluchzt.
	
	Doch schon ist's, als würden Sonnen scheinen
	-ganz von ferne noch und noch ganz zag -
	doch schon kündend neuen hellen Tag.
18.10.1940
	Haar
	
	Spiel von Lichtern. Weiche, volle Locke mitten in die lodernd weiße Stirn.
	Spröde, lockend nur zum In-die-Höhe-streichen.
	Goldig braun der Grundton, ganz wie bei den schweren, weichen
	Früchten, die auf hohen Kerzen sprießen.
	Abendlichter, die sich lächelnd gießen,
	machen hier, noch einmal aufglüh'nd, halt.
	Hier und da ein Strähn ist rostrot, als ob bald
	hier der Herbst wollt' Einkehr halten.
	Kleine korngoldblonde Spitzen walten,
	daß der ganze Reichtum aufrecht stehe,
	auf daß jeder es bestätigt sehe,
	daß der König dieser Schätze aufrecht steht.
	Ganz von fern sieht's aus, als ob das Glück dir weht.
06.05.1941
	Ich bin die Nacht
	
	Ich bin die Nacht. Meine Schleier sind
	viel weicher als der weiße Tod.
	Ich nehme jedes heiße Weh
	mit in mein kühles, schwarzes Boot.
	
	Mein Geliebter ist der lange Weg.
	Wir sind vermählt auf immerdar.
	Ich liebe ihn, und ihn bedeckt
	mein seidenweiches, schwarzes Haar.
	
	Mein Kuß ist süß wie Fliederduft -
	der Wanderer weiß es genau ...
	Wenn er in meine Arme sinkt,
	vergißt er jede heiße Frau.
	
	Meine Hände sind so schmal und weiß,
	daß sie ein jedes Fieber kühlen,
	und jede Stirn, die sie berührt,
	muß leise lächeln, wider Willen.
	
	Ich bin die Nacht. Meine Schleier sind
	viel weicher als der weiße Tod.
	Ich nehme jedes heiße Weh
	mit in mein kühles, schwarzes Boot.
	Rote Nelken
	
	Ich habe Angst. Es drückt auf mich das Dunkel jeder schwülen Nacht.
	Es ist so still, und mich erstickt des großen Schweigens schwere Pracht.
	Warum, warum bist du nicht da? Ich hab' gespielt, ich weiß - verzeih.
	Ich hab' mit meinem Glück gespielt - es ging entzwei – verzeih.
	Es tut so weh, allein zu sein. Drum komm, ich warte ja.
	Wir lachen uns ein neues Glück, so glaub es doch und
	     komm zurück -es ist ja so viel Lachen da.
	Schau mich doch an. Ist wohl mein Bild noch da in deinem fernen Blick?
	Ich will dich, wie die Traube will, daß man sie, wenn sie reif ist, pflückt.
	Mein Haar, es wartet. Und mein Mund will, daß du wieder mit ihm spielst.
	Sieh - meine Hände bitten dich, daß du sie in die deinen hüllst.
	Sie sehnen sich nach deinem Haar und sehnen sich nach deiner Haut,
	wie nach dem Traum sich sehnt ein Kind, das ihn auch nur einmal geschaut.
	Schau, es ist Frühling. Doch ist er blind, er weint ja immerfort.
	
	Solange wir nicht beisammen sind, so lange weint er wie
	     der Wind, dem der liebste Wald verdorrt.
	Sieh, alles wartet nur auf uns: es warten alle Wege, alle Bänke.
	Es warten alle Blumen nur, daß ich sie pflücke und dir schenke.
	Du hältst die Sterne, die auf unsrer Schnur noch fehlen, in der Hand.
	Du hast sie keiner anderen umgehangen.
	Und findest du für sie nicht bald ein neues Band,
	so hast du mit den vollen Händen nicht was anzufangen.
	Sieh - unsre Schnur, sie wartet noch. Ich hab' sie zärtlich aufgehoben.
	Es fehlt auch nicht ein einz'ger Stern und's ist kein fremder mit verwoben.
	Wir müssen nicht um neue Schnüre fragen. Die alte ist noch schön und lang.
	Und hast du auch noch tausend Sterne in der Hand - sie kann noch zehnmal tausend tragen.
	Du bist so stark. Ich möchte mich so gern in deine Arme
	     lehnen. Wenn du mich führst, so geh ich schnell.
	Entsinnst du dich noch jener Nacht, der Schnee war weich und klingend hell,
	in der dein Arm mich stark umfing und ich so schnell und
	     sicher ging, als war' ich groß wie du?
	
	O, komm und führe mich so gut von Hindernis zu
	     Hindernis. Ich will gewiß nicht müde sein,
	ich bin dann sicher nicht mehr klein
	und brauche keine Ruh'.
	Und dann - in unsrem Liebeszelt, o dann, dann werfen wir
	     der Welt das hellste Lachen zu.
	Nicht wahr, du kommst? Ich wein' nicht mehr. O nein, ich bin ja nicht mehr leer,
	du kommst gewiß, du kommst geschwind, o du mein starker, schöner Wind -
	du wirst zum Sturm und reißt mich mit in deinem heißen, wilden Ritt.
	Ich bin noch hier. Der Traum ist aus. Ich bin allein — wie roter Wein, so kocht mein heißes Blut.
	Du bist nicht da — und warst so nah, und warst so süße, wilde Glut.
	Der Frühling weint. Er weint um uns. Wirst du ihn ewig weinen lassen?
	Du bist so gut. Drum komm zurück — du sollst mich um die Schultern fassen,
	wir wollen glühn so wie im Traum, wir wollen blühn wie
	     Baum nach Baum aufblühen werden dicht bei uns.
	Ich will dann lachen. Und dann klingt die ganze Luft - die
	     Sonne klingt. Das Wasser klingt, es klingt die Nacht -
	so hör, ich hab' für dich gelacht!
01.1941
	Schlaflied
	
	Schlaf, mein Kindchen, so schlaf schon ein,
	so schlaf doch und weine nicht mehr.
	Sieh nur, im Schlaf ist die Welt ja dein,
	so schlaf schon und wein nicht so sehr.
	
	Schließe die Augen und schlafe schon,
	hör nur, es rauschet der Wald.
	Im Schlafe da gibt es nicht Haß, nicht Hohn,
	im Schlafe, da ist es nicht kalt.
	
	Schlafe, mein Liebling, und lächle, Kind,
	höre, der Fluß singt sein Lied.
	Schlafe, dann singt dir vom Glück der Wind
	und singt dir vom Frühling, der blüht.
	
	Schlafe mein Kind und vergiß, was dich schmerzt,
	dunkel ist für dich der Tag.
	Hell ist die Nacht, wenn der Traum dich herzt,
	so schlafe mein Kindchen, so schlaf.
01.1941
	Wiegenlied
	
	Hör doch die Schüsse dort in der Nacht -
	ach, vielleicht ist dein Vater schon tot!
	Ist tot, und du siehst ihn nicht mehr, wenn er lacht,
	und siehst ihn nicht mehr, wenn er droht.
	
	Sieh doch das Grauen dort in dem Wald -
	vielleicht stirbt dein Vater jetzt!
	Vielleicht bist du eine Waise bald,
	und sein Körper ist bald zerfetzt …
	
	Zerfetzt seine Lippen, zerfetzt sein Haar,
	zerfetzt seine Hände auch -
	und das alles schon nach einem Jahr,
	und Glück ist verwandelt in Rauch …
	
	Sieh, die Araber in weißem Gewand,
	sie schleichen von hinten sich an.
	Bald steht das Zelt, bald die Wiege in Brand,
	bald schreien Kranke im Wahn!
	
	Doch nein - dein Vater und viele mit ihm,
	sie hüten ja dein Glück.
	Sie geben für dich ihr Leben hin
	und ihren letzten Blick.
	
	Sie kämpfen bei Tag mit dem Pflug in der Hand
	und sie hüten dir deine Nacht.
	Sie kämpfen bei Tag mit Sümpfen und Sand
	und stehen bei Nacht auf der Wacht.
05. oder 06.1939
	Gilu
	
	Gilu …
	   Eine Kette von glühenden, hingerissenen Menschen, die nichts wollen als sich austoben …
	
	Gilu …
	   Alle in uns aufgespeicherten Energien verausgaben wir in diesem Jauchzen, Singen, Stampfen -
	   Für den Außenstehenden mag dieser Tanz nichts mehr
	       als ein ungeordnetes Schreien und Trampeln bedeuten -
	   Für uns ist es das Symbol unseres Lebens, unserer Wünsche:
	»Freiheit auf allen Gebieten!«
	Und wie sich aus dem anfangs sanften Wiegen - hin und
	     her, hin und her - plötzlich der Tanz löst, stürmisch
	     alles mit sich fortreißend ...
	Alle lachen wir und alle singen und jubeln wir mit – und
	     tanzen, tanzen - als gelte es unser Leben ...
	Endlich löst sich die Verschlingung, und wir sind müde
	     und heiser und atemlos - aber wir sind glücklich!
11.02.1941
	Lied der Freude
	
	Liegt das Eis so schwer und weiß
	und es hindert jede Regung.
	Ist der Fluß so still - ohne Bewegung,
	möchte doch gern schäumen, wild und heiß.
	Und es können keine Wellen rauschen,
	können nicht dem Lied des Winters lauschen,
	schlafen, eingekrümmt in tiefem Kummer,
	einen bösen, schweren Winterschlummer.
	
	Müde hängt die Sonne in der grauen Luft,
	weiß und müde liegt der Schnee.
	Alles tot und müd und ohne Duft,
	und es weint ein eingeschneiter Baum vor Weh.
	Zerrt der Fluß an seinen Fesseln, will kein Eis,
	bäumt sich auf, verzweifelt, wild und heiß,
	schäumte gerne noch verrückt ins Blau hinein,
	ist noch viel zu feurig, um schon tot zu sein.
	
	Eines Tages hört man einen Kuckuck
	und die Sonne leuchtet plötzlich auf
	und der Schnee verschwindet, Häuf nach Häuf,
	und der Fluß, er macht den letzten Kuck,
	bricht des Eises schwere, weiße Decke,
	flutet strömend über sie hinaus,
	sieht erfreut die noch ganz kahle Rosenhecke,
	schäumt und braust und lacht die weißen Schollen
	
	Lacht und lacht und will sich gar nicht halten -
	klingt und fließt und ist voll Übermut.
	Scheint die Sonne doch so warm und gut,
	brechen Frühlingsblumen aus in allen Bodenfalten,
	und die kleinen Hecken sind schon dünn belaubt.
	Schwemmt der Fluß die Ufer weg und - wäscht die Erde -
	grüßt erfreut die altbekannte, weiße Herde,
	die zu schaun er nicht mehr hat geglaubt.
03.1941
	Der Sturm
	
	Steht ein Rosenstrauch in deinem Garten
	und er ist noch gar nicht grün.
	Und du kannst es kaum erwarten,
	daß die erste Knospe komme, zart und dünn,
	und daß sie verkünde neues Leben.
	Wartest, wartest voller Angst und Beben,
	bis ein Morgen kommt - und sie ist da.
	
	Und sie ist so fein und schlank und hell,
	ganz geschlossen noch und kaum gesehn
	und du möchtest, daß sie aufbricht, ganz, ganz schnell,
	da du weißt, wie rasch die Zarten untergehn.
	Doch es enteilt ein Tag und es enteilt ein zweiter
	und die Himmel werden blauer, werden weiter
	und die Knospe bricht nicht auf.
	
	Und du weißt: wenn jetzt ein Frost kommt, stirbt sie,
	stirbt und hat das Leben nicht gelebt.
	Möchtest gerne helfen und weißt doch nicht wie,
	fürchtest sehr, daß nicht ein Wind sich hebt,
	der sie dir vom Stamme bricht -
	in der Nacht, du schläfst und siehst es nicht,
	und sie ist bei Tag schon tot.
	
	Kommt dann eine Nacht, und Stürme brausen um dein Haus,
	um dein Haus, mit den verschloßnen Toren.
	Und du bäumst dich auf und willst und willst hinaus
	und dir klingt's wie Wimmern in den Ohren.
	Endlich bist du draußen - und du siehst den Rosenstrauch dir an -
	Sieh - es ist die Knospe aufgebrochen.
	Was die Sonne nicht vermocht' in langen Wochen,
	hat ein einz'ger Sturm getan.
05.03.1941
	Ich bin der Weg gen Untergang
	
	(Gedicht von Itzik Manger,
	aus dem Jiddischen übersetzt.)
	
	Ich bin der Weg gen Untergang,
	der blonde Sonnentod,
	der braune Hirtenpfeifenklang,
	das müde Abendrot.
	
	Mein Bruder, geh du mir nicht nach,
	mein Gehn ist nur Vergehn -
	häng deinen jungen Glauben nicht
	an meine blaue Trän'!
	
	Meine Schönheit ist ein Messer,
	sie stößt dir durch das Herz.
	In Wein getaucht zwei Lippen:
	mein ewig blauer Schmerz.
	
	Meine Sehnsucht - ein Zigeuner
	in wildem Windgebell -
	eine tote weiße Mutter
	auf dunkler Abendschwell'.
	
	Mein Bruder, geh du mir nicht nach,
	mein Gehn ist nur Vergehn -
	häng deinen jungen Glauben
	nicht an meine blaue Trän'!
	
	Meine Lust - eine junge Nonne,
	sie steht nackt beim Altar,
	und ihre heißen Brüste
	blühn ihrem blonden Narr.
	
	Mein Glück - ein Regenbogen,
	der im Sonnengolde blitzt
	und immer bereit ist zu sterben,
	noch eh' man ihn besitzt.
	
	Mein Haß - ein wilder Reiter,
	der hält in der Hand ein Seil.
	Nur, statt des Feindes würgt er
	das eigene Glück in der Eil'.
	
	Mein Bruder, geh du mir nicht nach,
	mein Gehn ist nur Vergehn -
	häng deinen jungen Glauben
	nicht an meine blaue Trän'!
11.07.1941
	Schlaflied
	
	(Gedicht von H. Lejwik,
	aus dem Jiddischen übersetzt.)
	
	Leg den Kopf auf meine Knie,
	so ist es gut liegen.
	Kleine Kinder schlafen schon,
	große muß man wiegen.
	
	Kinder haben Spielzeug viel,
	spielen wann sie wollen.
	Große sind sich selbst zum Spiel,
	müssen ewig wollen.
	
	Mußt nicht fürchten, ich bin da,
	werd' dich nicht verstoßen.
	Hast heut schon genug geweint,
	ganz wie alle Großen.
	
	Hast geweint und hast geklagt,
	nun will ich dich wiegen.
	Leg den Kopf auf meine Knie -
	so ist es gut liegen.
05.03.1941
	Herbstlied
	
	(Gedicht von Paul Verlaine,
	aus dem Französischen übersetzt.)
	
	Schluchzen so lang, So ewig bang -
	Herbstgeigen,
	Rührt an mein Herz
	Mit dunklem Schmerz -
	Schweigen.
	
	Alles erstickt,
	So bleich bedrückt
	Schlägt die Stund',
	Tauchen mir auf
	Tage wie Rauch,
	Weint mein Mund,
	
	Ich geh' geschwind,
	mich trägt der Wind,
	Müd und matt,
	Lullt er mich ein
	Ganz so wie ein
	Totes Blatt.
02.08.1941
	(Gedicht von Paul Verlaine,
	aus dem Französischen übersetzt.)
	
	Es weint der Regen in mir,
	Wie er weint auf die Stadt.
	Ist's die Sehnsucht, die irr
	Weint, verlassen in mir?
	
	Süßes Regengeräusch,
	Über Dächer und Welt,
	Für ein Herz, das enttäuscht,
	Süßes Regengeräusch.
	
	Es weint ohne Sinn
	Dir im Herzen der Tod.
	Jede Tollheit ist hin
	Und das Lied ohne Sinn.
	
	's ist der bitterste Lohn,
	Nicht zu wissen: warum?
	Ohne Liebe und Hohn,
	's ist der bitterste Lohn.
01.08.1941
	Dämmerung
	
	(Gedicht von Discipol Mihnea,
	aus dem Rumänischen übersetzt.)
	
	Die Dämmerung schafft eine Welt von Legenden,
	und Schweigen schauert herab.
	Die Fernen verlöschen mit blutenden Händen,
	Nordnebel werden ihr Grab.
	
	Ein Duft von Geheimnis fällt auf die Lieder,
	und Kühle atmet das Gras.
	Aus Waldwiesen tönen die rhythmischen Lieder
	der Rehe, schemenhaft blaß.
	
	Es löschen die Eichen mit rufendem Rauschen
	das Leben in sterbendem Schein.
	Vergessen träumt schweigend an Quellen, die lauschen
	wie roter, verschütteter Wein.
	
	Am Ufer der sehnsüchtig blauenden Teiche
	schläft atmend der Jungfrauen Traum.
	Im Mondlicht verzittern die Tropfen wie bleiche
	Phantasmen aus tänzelndem Schaum.
01.08.1941
	Vormittag
	
	Der Wind singt sein Schlaflied
	mit träumendem Rauschen,
	die Blätter umschmeichelt er weich.
	Ich laß mich verführen, dem Liede zu lauschen,
	und fühl' mich den Gräsern gleich.
	
	Es schauern die Lüfte
	und kühlen mein heißes,
	in Sehnsucht gehülltes Gesicht.
	Die ziehenden Wolken verstreuen ihr weißes,
	der Sonne gestohlenes Licht.
	
	Die alte Akazie
	verrieselt ihr Schweigen
	in zitterndem Blättergewirr.
	Die Düfte der Erde erheben sich, steigen
	und fallen dann wieder zu mir.
01.08.1941
	Regenlied
	
	Des Regens starker Gesang wird zum Rauschen,
	Das voller und voller erklingt.
	Es schweigt selbst der Wald, um dem Liede zu lauschen,
	Das der strömende Himmel ihm singt.
	
	Es schäumen mit wuchtendem Anprall die Wasser
	Vom Himmel zur Erde herab.
	Es rasen die Ströme des Regens in nasser,
	Wild stürzender Wut, die der Blitz ihnen gab.
	
	Es duckt sich und beugt ihren Rücken die Erde
	Unter dem peitschenden Sausen.
	Wie vom Hufschlag einer hinrasenden Herde
	Ist die Luft erfüllt von dem Brausen.
	
	Dann wird das Rauschen zum raunenden Schallen,
	Zum Murmeln von müder Süße.
	Auf die Dächer vereinzelte Tropfen fallen
	Wie ferne, glückstrunkene Küsse.
28.09.1941
	Bleistiftskizze
	
	Ein Haarsträhn wie ein feiner Schatten in die Stirn,
	darüber seidig weich die dunkle Fülle.
	Der Mund - ein trutz'ges Zeugnis stolzer Kühle,
	betont durch leichten, schwarzen Flaum.
	Das helle Braun der Augen mildert kaum.
	Die Zähne scheinen stark und weiß nach vorne sich zu drängen
	und ganz so störrisch wild die schwarzen Brauen.
	Doch wenn die Augen in die Ferne schauen,
	dann will ein Zug von Sehnsucht in den Stolz sich mengen.
	Darüber wölbt die Stirne sich in leicht gewölbtem Bogen,
	die feine Nase setzt sie, aufwärtsstrebend, fort.
	Der schlanke Hals ist in die Harmonie mit einbezogen -
	ein bißchen Braun, ein bißchen bleich - ein starker Dur-Akkord.
24.12.1941
	Stefan Zweig
	
	Leuchtendes, glühendes, rauschendes Leben
	springt an und reißt mit und läßt keinen mehr los,
	macht heiß und macht kühn und macht freudig und groß,
	rüttelt auf und macht wacher mit kraftvollem Stoß,
	läßt die Fluten von Glanz nie und nimmer verebben -
	
	packt dich und hält dich und sprudelt dich an.
	Sturzflut erfaßt dich und rast mit dir fort -
	was kein Wildbach, kein Wirbel, kein Hochwasser kann,
	hat dies Atmen vieltausende Mal schon getan,
	dieses heiße, verzehrende, glasklare Wort.
	
	Kühl dann und still wie ein nordischer See,
	glitzernd und weich wie frisch fallender Schnee,
	sieht es uns an wie viel uraltes Gold,
	das altrot und schwer durch die Finger rollt
	und schön ist wie sonst nur unsagbarer Traum,
	der dich ansieht, tiefleuchtend aus dunkelndem Raum -
	
	und bäumt sich dann auf, als besinne es sich,
	und packt wieder an und reißt wieder mit,
	schreit dich an, lacht dich an, weint dich an: das bin ich!
	Und es packt dich ein Sehnen, das süß ist und zieht,
	ein Sehnen nach Menschen, ein heißes: »versprich!«
	und dann klingt es aus wie ein Nachtigall-Lied.
18.08.1941
	Das Glück
	
	Schlafen möcht' ich,
	Der Wind wiegt mich ein,
	Und die Sehnsucht singt mich zur Ruh'.
	Weinen möcht' ich.
	Schon die Blumen allein
	Flüstern Tränen mir zu.
	
	Sieh die Blätter:
	Sie blinken im Wind
	Und gaukeln Träume mir vor.
	Ja und später -
	Lacht wo ein Kind,
	Und irgendwo hofft ein Tor.
	
	Sehnsucht hab' ich
	Wohl nach dem Glück?
	Nach dem Glück.
	Fragen möcht' ich:
	Kommt es zurück?
	Nie zurück.
18.08.1941
	Sonett
	
	Schau, dort kommen Melodien
	durch den Tag gezogen.
	Wie den lang gespannten Bogen
	höre ich ihr Tönen ziehn.
	
	Warum geben sie sich hin
	allen, die da stehn?
	Könnten sie nicht einzig blühn
	nur für die, die sehn?
	
	Und so sprechen sie mich an,
	mich, die sie nicht tragen kann,
	denn ich bin so müd.
	
	Und so steh' und klinge ich
	voll von Sehnsucht, die verblich
	und die weinend schied.
23.08.1941
	Sonne im August
	
	Gleich einer Symphonie in Grün
	durchpulst von Licht und Duft und Glanz
	ziehn Wiesen sich und Hügel hin
	erfüllt von buntem Blumentanz.
	
	Die Wege liegen lang im Wind,
	und alle Birken neigen sich.
	Und wenn die Gärten verlassen sind,
	dann sind sie es nur für mich.
	
	Die Bänke stehen wartend da,
	die Gräser wiegen her und hin,
	und manchmal scheint der Himmel nah,
	und lange Vogelschwärme ziehn.
	
	Und alles ist tief eingetaucht
	in Lächeln und in Einsamkeit.
	Mit Gold ist alles angehaucht,
	und eine Elster schreit.
06.11.1941
	Tränenhalsband
	
	Die Tage lasten schwül und schwer, voll wildem, bangem Weh.
	      Es ist in mir so kalt und leer, daß ich vor Angst
	      vergeh'.
	Die Vögel ziehn gen Mittag hin, sie sind schon lange fort.
	      Schon seh' ich keine Aster blühn, und auch die letzten
	      Falter fliehn, die Berge sind mit Herbst umflort.
	Ich bin in Sehnsucht eingehüllt, ich sehne mich nach dir.
	      Mein heißes Sehnsuchtslied erfüllt die Welt und mich
	      mit ihr.
	Der Regen, der eintönig rauscht, begleitet meinen Sang.
	      Und wer dem Regenliede lauscht und wer sich an dem
	      Weh berauscht, der hört auch meines Liedes Klang.
	Nur du allein, du hörst es nicht - ach, weiß ich denn,
	      warum? Und wenn mein Lied einst gell zerbricht, du
	      bleibst auch kalt und stumm.
	Dir macht es nichts, wenn jeder Baum mitleidig fleht: so
	      hör! Du gehst vorbei und siehst mich kaum, als wüßtest
	      du nicht meinen Traum, und 's fällt dir nicht mal
	      schwer.
	Und doch bist du so bleich bedrückt, wie einer der
	      versteht, der seine Seufzer schwer erstickt und schwer
	      beladen geht.
	
	Und doch ist Weh in deinem Blick, um deine Lippen Leid.
	      Verloren hast du wohl das Glück, es kommt wohl
	      nimmermehr zurück, und du - du bist »befreit«.
	Nun ja, das Glück war dir zu schwer, du hast es hastig-
	      wild verstreut, und nun sind deine Hände leer, es füllt
	      sie nur noch Einsamkeit.
	So stehst du da und wirfst den Kopf mit starrem Trotz
	      zurück, und sagst, was du ja selbst nicht glaubst - »Ich
	      pfeife auf das Glück!«
	Und dann, wenn es schon längst vorbei, stehst du noch da
	      und starrst ihm nach, dann sehnst du es so heiß herbei,
	      es ist dir nicht mehr einerlei — dann bist du plötzlich
	      wach.
	Zurück jedoch kommt es nie mehr - denn rufen willst du
	      nicht, und wäre die Leere so unendlich schwer, daß dein
	      Rücken darunter bricht.
	So tragen wir beide dasselbe Leid, ein jeder für sich allein.
	      Mich krönt aus Tränen ein schweres Geschmeid' und
	      dich ein Sehnsuchtsedelstein.
	Und der Wind singt uns beiden den ewigen Sang von
	      Sehnen und Verzicht, doch auch wenn es dir zum
	      Sterben bang - du rufst mich trotzdem nicht.
	.
	Es ist so viel buntes Geschehen
	so viel lebendes Leben um mich -
	ich könnte atmen und sehen
	und könnte das Schönste verstehen,
	wenn ich eines nicht hätte: dich.
	
	So aber bist du mir das Leben,
	und das andre ist stumpf und leer.
	Und alle Wellen verebben
	und können mir gar nichts geben,
	das so fern war' wie du und so schwer.
	Schlaflied für dich
	
	Komm zu mir, dann wieg' ich dich,
	wiege dich zur Ruh'.
	Komm zu mir und weine nicht,
	mach die Augen zu.
	
	Ich flechte dir aus meinem Haar
	eine Wiege, sieh!
	Schläfst drin aller Schmerzen bar,
	träumst drin ohne Müh'.
	
	Meine Augen sollen dir
	blinkend Spielzeug sein.
	Meine Lippen schenk' ich dir -
	trink dich in sie ein.
08.11.1941
	Träume
	
	Es sind meine Nächte
	durchflochten von Träumen,
	die süß sind wie junger Wein.
	Ich träume, es fallen die Blüten von Bäumen
	und hüllen und decken mich ein.
	
	Und alle diese Blüten,
	sie werden zu Küssen,
	die heiß sind wie roter Wein
	und traurig wie Falter, die wissen: sie müssen
	verlöschen im sterbenden Schein.
	
	Es sind meine Nächte
	durchflochten von Träumen,
	die schwer sind wie müder Sand.
	Ich träume, es fallen von sterbenden Bäumen
	die Blätter in meine Hand.
	
	Und all diese Blätter,
	sie werden zu Händen,
	die zärteln wie rollender Sand
	und müd sind wie Falter, die wissen: sie enden
	noch eh' sie ein Sonnenstrahl fand.
	
	Es sind meine Nächte
	durchflochten von Träumen,
	die blau sind wie Sehnsuchtsweh.
	Ich träume, es fallen von allen Bäumen
	Flocken von klingendem Schnee.
	
	Und all diese Flocken
	sie werden zu Tränen.
	Ich weinte sie heiß und wirr -
	begreif meine Träume, Geliebter, sie sehnen
	sich alle nur ewig nach dir.
	Schlaflied für die Sehnsucht
	
	(Zu singen nach der Melodie:
	»di zun iz fargangen« von M. Gebirtig)
	
	O lege, Geliebter,
	den Kopf in die Hände
	und höre, ich sing' dir ein Lied.
	Ich sing' dir von Weh und von Tod und vom Ende,
	ich sing' dir vom Glücke, das schied.
	
	Komm, schließe die Augen,
	ich will dich dann wiegen,
	wir träumen dann beide vom Glück.
	Wir träumen dann beide die goldensten Lügen,
	wir träumen uns weit, weit zurück.
	
	Und sieh nur, Geliebter,
	im Traume da kehren
	wieder die Tage voll Licht.
	Vergessen die Stunden, die wehen und leeren
	von Trauer und Leid und Verzicht.
	
	Doch dann - das Erwachen,
	Geliebter, ist Grauen -
	ach, alles ist leerer als je -
	Oh, könnten die Träume mein Glück wieder bauen,
	verjagen mein wild-heißes Weh!
23.12.1941
	Müdes Lied
	
	Ich möchte schlafen, denn ich bin so müd,
	und so müd und wund ist mein Glück.
	Ich bin so allein - selbst mein liebstes Lied
	ist fort und will nicht mehr zurück.
	
	Schlaf ich einmal, so träume ich auch,
	und Träume sind so wunderschön.
	Sie zaubern einen lächelnden Hauch
	auch übers schwerste Geschehn.
	
	Träume tragen Vergessen mit sich
	und schillernden bunten Tand.
	Wer weiß es - vielleicht auch bannen sie mich
	für ewig in ihr Land.
23.12.1941
	Spürst du es nicht, wenn ich um dich weine,
	bist du wirklich so weit?
	Und bist mir doch das Schönste, das Eine,
	um das ich sie trage, die Einsamkeit.
23.12.1941
	Tragik
	
	Das Schwerste: sich verschenken
	und wissen, daß man überflüssig ist,
	sich ganz zu geben und zu denken,
	daß man wie rauch ins Nichts zerfliesst.
	
	Mit rotem Stift hinzugefügt:
	Ich habe keine Zeit gehabt zu Ende zu
	schreiben. Schade daß du dich nicht von
	mir empfehlen wolltest:
	Alles Gute                                Selma
	