Selma Meerbaum-Eisinger (* 15. August 1924 in Czernowitz, Bukowina; † 16. Dezember 1942 im Arbeitslager Michailowka in der Ukraine) war eine deutschsprachige Dichterin, die als verfolgte Jüdin achtzehnjährig starb. Ihr Werk wird mittlerweile zur Weltliteratur gezählt.
Leben
Selma Meerbaum-Eisinger war die Tochter des Ladenbesitzers Max Meerbaum in Czernowitz. Schon früh begann sie mit der Lektüre jener Autoren, die großen Einfluss auf ihr eigenes Werk ausüben sollten: Heinrich Heine, Rainer Maria Rilke, Klabund, Paul Verlaine und Rabindranath Tagore. Ab 1939 begann sie, eigene Gedichte zu schreiben und aus dem Französischen, Rumänischen und Jiddischen zu übersetzen. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in das 1940 von Rumänien an die Sowjetunion abgetretene Czernowitz im Juli 1941 wurde die Familie Eisinger gezwungen, im Ghetto der Stadt zu leben. 1942 wurde die Familie (wie Paul Celans Eltern und die meisten anderen Juden in Czernowitz) in das Arbeitslager Michailowka in Transnistrien (Ukraine) deportiert. Dort starb Selma Meerbaum-Eisinger achtzehnjährig an Flecktyphus.
Werk
Das Werk Selma Meerbaum-Eisingers umfasst 57 Gedichte, die von ihr zu einem mit Bleistift handschriftlich verfassten Album unter dem Titel Blütenlese zusammengefasst worden waren, welches ihrem ein Jahr älteren Freund Lejser Fichman, ihrer großen Liebe, gewidmet war. Dieses Album wurde von Fichman während des Krieges einer Freundin Selma Meerbaum-Eisingers übergeben, durch die es nach Israel gelangte. Dort wurden die Gedichte erstmals von Hersch Segal als Privatdruck veröffentlicht. Fichman war auf der Flucht nach Palästina umgekommen.
Nachdem von Bukarest aus 1968 ein Gedicht nach Ostberlin zur Veröffentlichung gelangte und 1976 einen Privatdruck in Israel initiierte, erfolgte die eigentliche Entdeckung Selma Meerbaum-Eisingers erst im Jahre 1980 durch die Veröffentlichung ihrer Gedichte in der Bundesrepublik Deutschland durch den Journalisten und Exil-Forscher Jürgen Serke, welcher von Hilde Domin auf die Gedichte aufmerksam gemacht worden war. Serke veröffentlichte das verschollene Album der Lyrikerin unter dem Titel Ich bin in Sehnsucht eingehüllt bei Hoffmann und Campe. Im November 2005 erschien eine Neuauflage, auch ein Hörbuch mit Iris Berben wurde produziert. Initiiert wurden diese von David Klein, der zwölf von Selma Meerbaum-Eisingers Gedichten mit Interpreten wie Xavier Naidoo, Reinhard Mey, Ute Lemper und vielen anderen vertonte.
Bei Selma Meerbaum-Eisingers überlieferten Gedichten handelt es sich vorwiegend um impressionistische Liebes- und Naturlyrik von beachtlicher Stilsicherheit, die durchgängig von einer melancholischen Grundstimmung geprägt sind. Hilde Domin gestand einmal, die Gedichte Selma Meerbaum-Eisingers, die „so rein, so schön, so hell und so bedroht seien“, „weinend vor Aufregung“ gelesen zu haben. Das schmale Werk der jungen Autorin gehört neben den Gedichten Rose Ausländers und Paul Celans, mit dem sie einen gemeinsamen Urgroßvater hatte, zum großen literarischen Erbe der ausgelöschten deutsch-jüdischen Kultur der Bukowina.
Gedenken
Im Gedenken an die junge Autorin schrieben der Bundesverband junger Autoren und Autorinnen, die Armin T. Wegner Gesellschaft und die Kölner Autorengruppe Faust Ende 2010 den Selma Meerbaum-Eisinger Literaturpreis aus, der 2011 zum ersten Mal vergeben wurde.[2] Der Anne-Frank-Fonds unterstützt die Preisvergabe.
Ausgaben
Selma Meerbaum-Eisinger: Blütenlese. Tel Aviv 1979.
Selma Meerbaum-Eisinger: Ich bin in Sehnsucht eingehüllt: Gedichte. Hoffmann und Campe, Hamburg 2005, ISBN 3-455-05171-5.
Selma Meerbaum-Eisinger: Ich bin in Sehnsucht eingehüllt: Gedichte. Hoffmann und Campe, Hamburg 2008, ISBN 978-3-455-40121-9.
Selma Meerbaum-Eisinger: Ich bin in Sehnsucht eingehüllt: Gedichte eines jüdischen Mädchens an seinen Freund. Hoffmann und Campe, Hamburg 1980, ISBN 3-455-04790-4.
Quelle: Wikipedia